Nicole Westig

Nicole Westig zum Tag der Pflegenden: "Bildung ist auch in der Pflege der Schlüssel zum Erfolg"

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„Am heutigen „Tag der Pflegenden“ gilt es zuallererst, danke zu sagen an alle Menschen, die pflegen. Der besondere Tag jährt sich nun schon zum zweiten Mal unter der Pandemie und die Pflegenden wachsen tagtäglich über sich selbst hinaus. In unseren Kliniken leisten sie damit einen überragenden Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie, doch auch  in anderen Bereichen wie der ambulanten Pflege oder der häuslichen Pflege durch Angehörige ist der Einsatz der Pflegenden unter den erschwerten Pandemiebedingungen nicht hoch genug zu würdigen.

In diesem Jahr steht der Aktionstag unter dem Motto „Nurses: A Voice to Lead – A Vision for future Healthcare“, das die Freien Demokraten gern zum Anlass nehmen, ihre Antworten auf die großen Herausforderungen an die Pflege und die künftige Gesundheitsversorgung zu formulieren.

Nicht erst seit Corona stehen Pflegende durch die zunehmende Arbeitsverdichtung unter einem enormen Druck. Der akute Fachkräftemangel in der Pflege konnte auch durch zahlreiche Maßnahmen der 2019 von der Bundesregierung ins Leben gerufenen Konzertierten Aktion Pflege (KAP) nicht wirklich entschärft werden. Weitere Initiativen sind notwendig, um dem Problem zu begegnen.

Für uns Freie Demokraten liegt ein Schlüssel dafür in der Bildung. Denn gute Pflege beginnt mit einer guten Pflegeausbildung. Um mehr junge Menschen für die Pflege zu gewinnen, brauchen wir eine moderne Ausbildung, die deutlich macht, dass der Beruf nicht nur Zuwendung verlangt, sondern auch technologisch anspruchsvoll ist und mit digitalen Entwicklungen in der Pflege Schritt hält. Darum wollen wir, dass die Vermittlung digitaler Kompetenzen stärker in allen Ausbildungszweigen und in der Weiterbildung verankert wird. Schließlich liegt in der Digitalisierung ein enormes Entlastungspotential, das Pflegenden wieder mehr Zeit für Zuwendung verschafft, damit sie ihren eigenen Ansprüchen an ihre Arbeit gerecht werden können. So gewinnt die Ausbildung an Attraktivität, die dann weiter durch gute Karrieremöglichkeiten ergänzt werden muss.

Gleichzeitig muss die akademische Ausbildung gestärkt werden - nicht zuletzt, weil damit auch die Pflegepädagogik eng verbunden ist. Wir brauchen gutes Lehrpersonal für die Universitäten und Pflegeschulen, wir brauchen eine starke akademische Ausbildung und eine breite Pflegeforschung. Und von letzterer profitieren nicht nur die Pflegekräfte, sondern wir alle, denn die Ergebnisse der Pflegeforschung geben uns die Basis für eine gute Gesundheitsversorgung.

Aber wir müssen auch Maßnahmen auf den Weg bringen, die in der Praxis schnell ankommen. Dazu gehört eine angemessene Personalausstattung durch die Anwendung der Pflegepersonalregelung PPR 2.0 sowie die rechtliche Verankerung der Heilkundeübertragung. Viele Pflegefachkräfte arbeiten heute schon eigenverantwortlich und übernehmen per Delegation ärztliche Tätigkeiten. Wenn wir ihnen diese Verantwortung auch formal ermöglichen, dann ergeben sich ganz neue Möglichkeiten, zum Beispiel für die Versorgung im ambulanten Bereich. Dort könnten sie etwa als Gemeindeschwester die Versorgung über Sektorengrenzen hinweg steuern und in interprofessionellen Teams ihr breites Fachwissen und ihre Erfahrung einbringen. 

Es gilt, Beschäftigungsmöglichkeiten zu schaffen, die für Pflegende bis zum Rentenalter attraktiv und zu bewältigen sind. Wir können es uns nicht leisten, Pflegekräfte immer früher zu verlieren, weil die Belastung so enorm ist und Alternativen zur Tätigkeit im Krankenhaus oder der stationären Versorgung fehlen.“

Pflegeforschung stärken- für uns alle!

Wir brauchen mehr Pflegewissenschaft und eine gestärkte Pflegeforschung. Nur so können Innovationen erprobt und Versorgungsdaten zum Wohle von Patientinnen und Patienten evaluiert werden. Gleichzeitig können dann akademisch ausgebildete Pflegekräfte die Ergebnisse in die Praxis übertragen - davon profitieren wir alle! Besonders wichtig ist der Ausbau der pflegepädagogischen Studiengänge - denn ohne gutes und genügend Lehrpersonal gibt es keine gute Ausbildung. 

Pflegeforschung

Bundeseinheitliche Pflegeassistenz-Ausbildung jetzt!

Über 100.000 zusätzliche Pflegeassistenzkräfte werden künftig für die pflegerische Versorgung benötigt. Doch noch immer ist deren Ausbildung höchst unterschiedlich geregelt. Deshalb braucht es dringend dafür dringend bundesweit einheitliche Qualitätsvorgaben, sonst droht schon bei einem Umzug von Berlin nach Brandenburg ein Anrechnungsverfahren. Statt unnötiger Bürokratie haben Pflegeassistenten überall in Deutschland gleiche Chancen und eine einheitliche Ausbildungsqualität verdient. 

Pflegeassistenz

Pflege digital denken!

Digitale Anwendungen haben riesiges Entlastungspotenzial. Von einfacher Dokumentation bis zu sprachgesteuerten Hebewerkzeugen ist vieles möglich. Gerade deshalb muss die Pflegeausbildung mehr als bisher auf die Vermittlung digitaler Kompetenzen setzen. Außerdem macht digitale Unterrichtsgestaltung die Pflegeausbildung zukunftsfit. Auszubildende profitieren von allzeit abrufbaren Ausbildungsinhalten in der Mediathek: Denn der Pflegeberuf ist nicht nur ein Beruf mit Zuwendung, sondern auch technologisch höchst anspruchsvoll. 

Digitalisierung

Mehr Kompetenzen für die Pflege 

Pflegende verfügen über weitreichende Kompetenzen, die sie tagtäglich im Pflegealltag nutzen. Es ist an der Zeit, Ihnen diese auch formal zu übertragen. Dies wäre besonders für die Versorgung im ländlichen Raum von Vorteil, indem zum Beispiel Community Nurse in Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsberufen ihr Fachwissen eigenständig anwendet. Gemeinsam mit Hausärzten, ambulanten Pflegediensten und pflegenden Angehörigen kann so ein längerer Verbleib in der Häuslichkeit ermöglicht werden.